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16. November 2018

Walzel, Oskar Walzel, Oskar

Oskar Walzel (1864 – 1944) war einer der bedeutendsten Bonner Germanisten. In seiner Bonner Zeit gab er das "Handbuch der Literaturwissenschaft" heraus. Ein Teil seines Nachlasses ist in der Bonner Universitäts- und Landesbibliothek zu finden. Der Großteil besteht aus über 700 Briefen an Walzel und Lebensdokumenten. Auch die verbliebenen Bücher aus der Bibliothek Oskar Walzels wurden von der ULB Bonn erworben.

Oskar Walzel, Lithographie von Ferdinand Dorsch (ULB Bonn, NL Walzel II)
Oskar Walzel, Lithographie von Ferdinand Dorsch (ULB Bonn, NL Walzel II) © Creative Commons Gemeinfrei 1.0 International Lizenz
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Oskar Walzel (1864 – 1944) war einer der bedeutendsten Bonner Germanisten des 20. Jahrhunderts. Der gebürtige Österreicher hatte in Wien und Berlin studiert und 1887 an der Wiener Universität promoviert.

Nach der Habilitation 1894 erhielt er drei Jahre später einen Ruf nach Bern, 1907 einen an die Technische Hochschule Dresden. 1921 schließlich wurde er an die Bonner Universität berufen.

In seiner Bonner Zeit gab er auch das „Handbuch der Literaturwissenschaft“ heraus, zu dem er selbst die Bände „Gehalt und Gestalt im Kunstwerk des Dichters“ (1923) und „Deutsche Dichtung von Gottsched bis zur Gegenwart“ (1927-1930) beisteuerte.

Oskar Walzel war Vertreter einer geistesgeschichtlich orientierten Literaturwissenschaft. Völkische und nationalistische Tendenzen waren ihm fremd. Nach 1933 konnte der bereits emeritierte Wissenschaftler zunächst weiter lehren und war noch bis 1935 Direktor des Germanistischen Seminars.

Nachdem ihn die Bonner Studentenschaft 1936 wegen „jüdischer Versippung“ - Walzels Frau war Jüdin - und „politischer und weltanschaulicher Unzuverlässigkeit“ scharf angegriffen hatte, entzog ihm der Rektor der Bonner Universität am 04.07.1936 die Venia legendi.

Oskar Walzel geriet immer mehr in Isolation und Vergessenheit und starb schließlich unter nicht ganz geklärten Umständen am 29.12.1944 während eines Bombenangriffs in seiner Bonner Wohnung. Seine Ehefrau war im Herbst des gleichen Jahres nach Theresienstadt deportiert und dort ermordet worden.

Der Bonner Teil des Nachlasses von Oskar Walzel wurde in mehreren Tranchen von Walzels Schüler, Professor Theodor Clasen, später von dessen Witwe erworben. Aus der gleichen Provenienz stammen die Nachlassteile, die sich im Deutschen Literaturarchiv in Marbach befinden.

Die Typoskripte zu Walzels Bänden zum "Handbuch der Literaturwissenschaft" und weitere Dokumente erwarb die Universitäts- und Landesbibliothek Bonn antiquarisch. Der Bonner Teilnachlass ist in Kalliope erschlossen. Zusätzlich existiert ein systematisch angelegtes Findbuch mit Ergänzung.

Den Schwerpunkt der Bonner Walzel-Bestände bilden die über 700 Briefe an Oskar Walzel. Urkunden, Diplome und Glückwunschadressen zeichnen das Bild eines überaus geschätzten Wissenschaftlers, Kollegen und Lehrers - hier sticht besonders die Festgabe zum 65. Geburtstag 1929 hervor, ein dekorative Sammlung im Ledereinband und in Kassette, die mehr als 70 eigenhändige Beiträge seiner Schüler vereinigt.

Im wissenschaftlichen Teil des Nachlasses sind besonders die Typoskripte zu Walzels eigenen Bänden des "Handbuch der Literaturwissenschaft" und zu den 1956 posthum erschienenen Lebenserinnerungen "Wachstum und Wandel" zu nennen.

Bedrückend belegen einige Dokumente die Bedrängnisse, in die der Gelehrte gegen Ende seines Lebens geriet, so seine Bemühungen zum Verkauf seiner Bibliothek seit 1936, Hedwig Walzels Antrag auf Ausstellung einer Geburtsurkunde 1938, aber auch die - vergeblichen - Bemühungen Theodor Clasens um eine entsprechende Würdigung Oskar Walzels durch die Universität Bonn zu seinem 100. Geburstag.

In den Jahren 1949 und 1950 erwarb die Universitätsbibliothek Bonn die verbliebenen Bücher aus der Bibliothek Oskar Walzels.


Verzeichnisse

Veröffentlichung aus dem Nachlass

  • Walzel, Oskar: Wachstum und Wandel : Lebenserinnerungen / aus dem Nachlass hrsg. von Carl Enders. - Berlin, 1956
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