Aloys Schulte wurde 1857 in Münster geboren. Nach dem Studium der Geschichte und Philologie arbeitete er zunächst als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter und Archivar in Straßburg, Donaueschingen und Karlsruhe, bevor er 1893 als ordentlicher Professor nach Freiburg und 1896 nach Breslau berufen wurde.
Gleichzeitig fungierte Schulte 1901 bis 1903 als kommissarischer Leiter des Preußischen Historischen Instituts in Rom, bis man ihn 1903 als Professor für mittlere und neuere Geschichte nach Bonn berief. Hier bekleidete er 1913/14 das Amt des Rektors. Nach der Emeritierung 1925 wirkte Schulte noch mehrere Jahre als Lehrstuhlvertreter an der Bonner Universität.
Seine Forschungen und Veröffentlichungen konzentrierten sich hauptsächlich auf die Geschichte von Wirtschaft und Verkehr, die deutsche Verfassungsgeschichte und das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich.
Aloys Schulte war mit Oda Buck (1860-1949), der Tochter des Arztes und schwäbischen Mundartdichters Michael Richard Buck, verheiratet. Der Ehe entstammten die drei Töchter Hilda, Dagmar und Herrad. Der einzige Sohn Burckhard starb 1908 im Alter von nur zwölf Jahren.
Aloys Schulte starb 1941 in Bonn.
Aloys Schulte vermachte seinen umfangreichen Nachlass seinem Schüler, Professor Max Braubach, durch den er 1952/53 in den Besitz der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn gelangte. Die fast 3.000 Briefe von Kollegen, Freunden und Schülern an Schulte werden durch über 1.600 Gegenbriefe ergänzt und dokumentieren seine vielseitigen Interessen.
Darüber hinaus ermöglichen sie Einsichten in historisch und politisch aktuelle Themen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, wie das Verhältnis zwischen preußischem Staat und Heiligem Stuhl und den daraus resultierenden Auseinandersetzungen in der deutschen Wissenschaft oder das schwierige deutsch-französische Verhältnis.
Aloys Schulte selbst erweist sich insbesondere in den Korrespondenzen mit Familienangehörigen und Schülern, aber auch durch die zahlreichen im Nachlass vorhandenen Diplome und Ehrungen als überaus geschätzter und beliebter Kollege und Lehrer.
Die mehr als 150 Manuskripte und zahlreichen Drucke seiner Veröffentlichungen werden durch Materialsammlungen, Rezensionen und Zeitungsausschnitte ergänzt.
Der Nachlass ist im Verbundkatalog Kalliope sowie einem ausführlichen Inhaltsverzeichnis erschlossen.
Verzeichnis
- Nachlass Aloys Schulte. Inhaltsverzeichnis. Bonn 2011, zuletzt aktualisiert: 2023
Veröffentlichungen aus dem Nachlass
- Braubach, Max: Aloys Schulte. Kämpfe und Ziele. In: Historisches Jahrbuch, 78, 1949, S. 89–109
- Braubach, Max: Aloys Schulte und die rheinische Geschichte. In: Rheinische Vierteljahrsblätter, 22, 1957, S. 1–30
- Braubach, Max: Die Tagebücher von Franz Xaver Kraus : mit e. Anhang: Briefe von Kraus an Aloys Schulte. In: Rheinische Vierteljahrsblätter, 22, 1957, S. 266-285
- Braubach, Max: Briefe von Heinrich Hertz an Aloys Schulte. In: In memoriam Heinrich Hertz. - Bonn, 1958, S. 42-46
- Braubach, Max: Oswald Redlich und Aloys Schulte. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 66, 1958, S. 245-275
- Braubach, Max: Paul Scheffer-Boichorst und Aloys Schulte. In: Archiv für Kulturgeschichte, 40, 1958, S. 97-1210p
- Braubach, Max: Aloys Schulte in Rom. - In: Reformata reformanda : Festgabe für Hubert Jedin zum 17. Juni 1965. - Bd. 2. - Münster, 1965. - S. 509-557
- Lewald, Ursula: Dokumente einer Freundschaft : Briefe von Ulrich Stutz an Aloys Schulte 1917-1921. In: Rheinische Vierteljahrsblätter, 35, 1971, S. 353-413
- Heinrich Ritter von Srbik : die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers 1912-1945 / hrsg. von Jürgen Kämmerer. - Boppard, 1988