Corvey
Bestände aus der Benediktinerabtei Corvey.
Die Anfänge des Klosters Corvey gehen bis ins 9. Jahrhundert zurück. Die Abtei besaß schon im Mittelalter eine reichhaltige Bibliothek, die allerdings während des Dreißigjährigen Krieges fast vollständig in Verlust geriet. Nach 1648 wurde die Bibliothek neu aufgebaut. Das Paderborner Projekt Nova Corbeia informiert über die Entstehung und die Geschichte der Bibliothek und versuchte eine Rekonstruktion der Bestände.
Der Bestand der ULB Bonn
Das Kloster wurde 1803 während der Säkularisation aufgehoben. Die Bestände wurden auf verschiedene Bibliotheken verteilt, vor allem auf die Universität Marburg. Die Universitätsbibliothek Bonn durfte sich 1820 ebenfalls Bücher aussuchen. Insgesamt waren es 232 Werke, die nicht nur aus der Corveyer Klosterbibliothek, sondern zum Teil auch aus dem Privatbesitz von Johann Campill (1744 - 1810) stammen.
Die Corveyer Bücher wurden in den bereits vorhandenen Bonner Bestand eingearbeitet. Übernommen wurden unter anderem fünf Inkunabeln und zwei Handschriften, wovon jeweils eine verloren ging.
Die Kriegsverluste betreffen besonders die Fächer Geschichte und Klassische Philologie. Die theologischen oder juristischen Bücher sind fast vollständig erhalten. Einzelne Titel sind allerdings im Laufe der Jahre gegen Exemplare anderer Provenienz ausgetauscht worden.
Die meisten Bücher weisen den typischen Besitzvermerk des Klosters auf sowie zusätzlich zwei aufgemalte blaue Streifen auf dem Buchrücken. Es finden sich Bücher mit Streifen, aber ohne Besitzvermerk bzw. Bücher mit Besitzvermerk ohne Streifen. Manche besitzen sogar nur die alte Corveyer Signatur auf dem Rücken. Teilweise fehlt das Titelblatt, so dass nicht mehr festgestellt werden kann, ob es jemals einen Eintrag gegeben hat.
Zusätzlich findet man in ungefähr der Hälfte der Bonner Bücher den Kaufvermerk des Fürstabtes Maximilian von Horrich, der 1721 auf einer Bremer Auktion zahlreiche Bücher erwarb. Darunter befinden sich auch Bände, die die Schweden während des Dreißigjährigen Krieges in Prag aus dem Strahov Kloster und dem Professhaus der Jesuiten geraubt hatten.
Auch Kaufvermerke der Äbte Christoph von Bellinghausen (1640 - 1696) oder Caspar von Böselager (1687 - 1758) sind zu finden.
In vielen Bücher finden sich weitere Vorbesitzer- oder Schenkungsvermerke. Besonders zu nennen ist Ludolf von Münchhausen (1570 - 1640), dessen Bücher ebenfalls in Bremen verkauft wurden. Die aus seiner Bibliothek stammenden Bücher tragen die Initialen L. v. M. als Supralibros.
Drei Bände stammen aus dem Corveyer Tochterkloster Sankt Thomas in Bursfelde, darunter eine Ausgabe der “Moralia in Iob“ (Gb 4' 828) Papst Gregors I., eine Edition der „Catena Aurea“ des Thomas von Aquin (Inc 1131) und eine theologische Sammelhandschrift (S 324). Aus dem Stift Sankt Nicolai in Höxter sind ebenfalls drei Bände nach Corvey übernommen worden.
Kataloge / Verzeichnisse
- ULB Bonn Akzessionsjournal 1820, S. 1 - 24