Johannes Maria Verweyen erhielt 1918 eine Professur für Philosophie an der Universität Bonn. 1934 entzogen ihm die Nationalsozialisten die Lehrerlaubnis; 1941 wurde er von der Gestapo verhaftet. Wohl am 21. März 1945 – das Datum lässt sich nicht exakt bestimmen – starb Verweyen im KZ Bergen-Belsen.
Verweyen wurde am 11.05.1883 in Till geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters zog die Mutter mit ihm nach Kleve, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte. 1902 begann er ein Philosophiestudium in Freiburg i. Br., weitere Stationen waren Leipzig, Straßburg und Bonn, wo er 1905 bei Adolf Dyroff promovierte. 1908 habilitierte er sich mit einer Arbeit über „Das Problem der Willensfreiheit in der Scholastik“, ebenfalls bei Dyroff in Bonn.
Was Verweyen – neben seiner Lehre – über Jahre hinweg beschäftigte, war, wie er es selbst nannte, die „Selbstformung“ des Menschen hin zu geistigen und ethischen Höhen. 1919 erschien dazu sein Buch “Der Edelmensch und seine Werte“1. Im Verlauf seines Lebens probierte er verschiedene Anschauungen aus: 1921 trat er aus der katholischen Kirche aus und 1936 wieder ein, war zeitweise Mitglied im Deutschen Monistenbund, befasste sich u.a. mit Metaphysik, Okkultismus, Esoterik, Parapsychologie und gehörte der Theosophischen Gesellschaft an. Für manchen seiner Kollegen war dieser freie, aber auch schwankende, unangepasste Geist sicherlich ein Dorn im Auge. Auch von den Nationalsozialisten ließ er sich weder mundtot machen noch kontrollieren. Nach seiner Verhaftung kam er als „Funktionshäftling“ im Mai 1942 in das KZ Berlin-Sachsenhausen. Freiwillig soll er sich im Februar 1945 einem sogenannten Todesmarsch, bedingt durch das Vorrücken der russischen Armee, nach Bergen-Belsen angeschlossen haben, wo er, kurz vor der Befreiung durch britische Truppen, an Fleckentyphus starb.
In der Autographen-Sammlung der ULB und im Nachlass von Adolf Dyroff (S 2836) befinden sich einige Briefe und Karten von Johannes Maria Verweyen, die auch in Kalliope2 recherchiert werden können.
Eine eindrückliche Vorstellung von Verweyens Schicksal bietet eine Postkarte3 seines ehemaligen Lehrers Adolf Dyroff vom August 1941, die dieser mit dem Vermerk „Nicht abgeholt“ zurück erhielt. Johannes Maria Verweyen war mittlerweile während einer Vortragsreise verhaftet und ins Polizeigefängnis nach Berlin überstellt worden. Über sein Schicksal scheint in Bonn nichts bekannt geworden zu sein: „Nun versuche ich es zum zweiten Male, Sie zu erreichen“, schreibt Dyroff vier Monate später – auch diese Karte4 kam an ihn zurück.