Bekannt ist Felix Hausdorff (geboren am 8. November 1868) als begnadeter Mathematiker, der von 1912 bis 1935 an der Universität Bonn lehrte.
Weniger bekannt ist, dass er auch in einem gänzlich anderen Milieu unterwegs war – nicht als Felix Hausdorff, sondern als Paul Mongré. Dieser Name klingt nicht nur nach Literat, sondern dahinter verbirgt sich auch einer.
Unter diesem Pseudonym veröffentlichte Hausdorff 20 Schriften als Essayist, Dichter und Philosoph, vor allem in den Jahren 1897 bis ca. 1904. In dem zuletzt genannten Jahr erschien seine bissige Satire „Der Arzt seiner Ehre“ in der Zeitschrift „Neue Rundschau“ – seinerzeit eine der führenden Kulturzeitschriften Europas.
In dieser nimmt er das Duell, welches damals nicht nur unter Offizieren, sondern auch unter Bürgern als Mittel angeblicher Ehrenrettung sein Unwesen trieb, auf die Schippe.
Zum Inhalt: Eine Nacht vor dem Ehrenhandel speisen zwei Duellanten gemeinsam – mehr oder weniger von den Umständen gezwungen – am gleichen Tisch im Wirtshaus. Es geht, wie soll es anders sein, um eine Frau. Sich gegenüber sitzen also Ehemann und Ehebrecher.
Die Pointe ist: Die Frau ist bereits mit einem dritten Mann unterwegs nach Nizza. Dem Duell ist sein Grund abhanden gekommen. Hausdorff alias Mongré verzichtet auf das Blut und entlässt die Duellanten weinselig in ihr Leben.
Nach seinem Erscheinen wird die Satire über mehrere Jahre hinweg als erfolgreiches Bühnenstück aufgeführt.
So leicht und beschwingt, wie diese Satire daherkommt, so düster waren die letzten Lebensjahre von Felix Hausdorff. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen hatten, wurde er aufgrund seiner jüdischen Herkunft geschmäht und diskriminiert – auch an der Bonner Universität.
Zusammen mit seiner Frau Charlotte und seiner Schwägerin Edith Pappenheim nahm sich Felix Hausdorff am 26.01.1942 das Leben, um so einer Deportation in ein Konzentrationslager zuvor zu kommen.
Der Nachlass von Felix Hausdorff wird in der ULB aufbewahrt und ist in Kalliope erschlossen. Informationen dazu und den Link zu Kalliope finden Sie auf der Nachlassseite zu Felix Hausdorff.
Die Ausgabe der „Neuen Rundschau“, in der die Satire erschienen ist, findet sich im Freihandmagazin der Hauptbibliothek, im zweiten Untergeschoss, unter der Signatur Z 46/144, 1904, Bd. 3, S. 989-1013.