Für das akademische Jahr 1823 plante der Bonner Professor August Wilhelm Schlegel (1767-1845) eine öffentliche Vorlesung über das Nibelungenlied, wie in einem Brief an den Buchhändler Eduard Weber vom 02.04.1823 zu lesen ist.
Wie viele Zuhörer sich zu dieser Veranstaltung einfinden würden, wusste Schlegel zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht, aber dass welche kämen und er diese von der Thematik begeistern würde, davon war er doch überzeugt. Und genau für diesen Fall wollte er sichergehen, dass sich die potentiellen Hörer nach seiner Vorlesung sofort eine „ächte d. h. in der unveränderten alten Sprache abgedruckten Ausgabe des Nibelungen-Liedes“ bei der Buchhandlung besorgen könnten.
Die Zuhörer kamen aber nicht nur wegen des Inhalts, sondern auch wegen der Person Schlegels. Unter den Bonner Professoren war er zweifelsfrei eine exotische Erscheinung.
Als Schlegel 1818 an die im gleichen Jahr gegründete Bonner Universität berufen wurde, war er bereits eine Berühmtheit. Über Deutschlands Grenzen hinweg erfuhr er Anerkennung für seine Kenntnisse der Kunst- und Literaturgeschichte, seine Mehrsprachigkeit, seine Übersetzungen – vor allem von Shakespeare-Stücken – sowie für seinen universalen Geist. Darüber hinaus war er 13 Jahre lang der Begleiter der noch berühmteren Madame de Staëls, bis zu deren Tod im Jahr 1817.
Schlegels Brief an Eduard Weber findet sich in den Digitalen Sammlungen der ULB.
Um die schillernde Figur August Wilhelm Schlegels zu entdecken, empfehlen wir zwei Biographien:
1) Autor: Roger Paulin (2017) – zu finden in bonnus.
2) Autor: Jochen Strobel (2017) – zu finden in bonnus.
Mehr zum Inhalt von Schlegels Vorlesungen u.a. über das Nibelungenlied findet sich in „Geschichte der deutschen Sprache und Poesie. Vorlesungen, gehalten an der Universität seit dem Wintersemester 1818/19“, herausgegeben von Josef Körner (1913) – zu finden in bonnus.