Otto Jahn kam am 16. Juni 1813 in Kiel zur Welt. Er wuchs in einem wohlhabenden und gebildeten Elternhaus auf.
Von 1831 bis 1836 studierte er Philologie in Kiel, Leipzig und Berlin, wo er auch Vorträge über Archäologie hörte. Zwischen seiner Promotion 1836 und seiner Habilitation 1839 lagen mehrere Forschungsreisen, u.a. nach Kopenhagen, Paris und Rom.
Während seiner ersten Lehrtätigkeit in Kiel 1839 freundete er sich mit seinem Schüler Theodor Mommsen (1817-1903) an.
Die Freundschaft mit Mommsen, dem genialen Altertumsforscher und ersten Literaturnobelpreisträger (für seine „Römische Geschichte“), währte ein Leben lang. Beide unterstützten in den Revolutionsjahren 1848/1849 die Gründung eines demokratischen Nationalstaates. Die Leipziger Universität entzog beiden dafür 1851 die Professur, die Jahn seit 1847 und Mommsen – dank Jahn – seit 1848 bekleidet hatten: Eine existenzgefährdende Situation.
Während Mommsen an die Züricher Universität berufen wurde, schlug sich Jahn als Privatgelehrter durch. Immerhin gelang es ihm in dieser Zeit, eine Stoffsammlung für Biographien über Mozart und Beethoven anzulegen. Die Mozart-Biographie konnte er in den kommenden Jahren fertigstellen – sie erschien zwischen 1856 und 1860 in vier Bänden. Seine umfangreiche Sammlung zu Beethoven und Haydn zu verwerten, war ihm nicht vergönnt.
1852 reiste Otto Jahn nach Bonn, um sich dort für eine Professur ins Gespräch zu bringen und so seine wissenschaftliche Karriere fortsetzen zu können. Es gelang ihm: 1855 trat er die Professur für Archäologie und Philologie an.
Bis 1861 übernahm er zudem gemeinsam mit seinem Kollegen Friedrich Ritschl die Leitung des Museums Vaterländischer Altertümer und des Akademischen Kunstmuseums, danach führte er beide Museen alleine.
Seine Zeit in Bonn stand unter keinem guten Stern: Kungeleien, bei denen vor allem sein ehemaliger Mentor Ritschl eine zentrale Rolle spielte, und eigenes unglückliches Handeln mündeten in den sogenannten Philologenstreit - eine Geschichte, die hier zu einem anderen Zeitpunkt erzählt werden wird.
Während der Weg seines Freundes Mommsen stetig nach oben zeigte, starb Jahn mit 56 Jahren, gesundheitlich angeschlagen und zermürbt von den Streitigkeiten, am 09. September 1869.
Lebensdokumente zu Otto Jahn, darunter auch seine Zeit in Leipzig betreffend, sowie eine Reihe von Briefabschriften finden sich in der ULB unter der Signatur S 2647 – siehe dazu Einträge in Kalliope.
Viele seiner in der ULB vorhandenen Briefe sind bereits online in den Digitalen Sammlungen zugänglich.
Biographisches zu Otto Jahn ist nachzulesen in: Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Philosophie und Altertumswissenschaften – zu finden in bonnus.