Jacob Bernays, am 11. September 1824 in Hamburg geboren, gilt als einer der bedeutendsten Klassischen Philologen seiner Zeit. Viele seiner Bücher wurden auch im 20. Jahrhundert nachgedruckt.
Er studierte von 1844 bis 1848 in Bonn und wurde schnell zum Lieblingsschüler von Friedrich Ritschl, Professor für Klassische Philologie und Oberbibliothekar. Im März 1848 schloss er sein Studium mit einer viel beachteten Promotionsarbeit über Heraklit ab; seine Habilitation erfolgte noch im gleichen Jahr. Jacob Bernays war gerade 24 Jahre alt und hatte bereits viel Anerkennung für seine Studien erhalten, eine baldige Professur schien nur die logische Konsequenz zu sein. Aber als Jude, der sich nicht verbiegen und damit nicht taufen lassen wollte (wie nicht wenige jüdische Gelehrte in einer ähnlichen Situation es taten), verwehrte ihm das preußische Kulturministerium eine Berufung. Auch Bernays hochrangige Fürsprecher wie der preußische Diplomat Christian Karl Josias von Bunsen konnten gegen diesen Unwillen nichts ausrichten. So blieb er – für sehr wenig Geld – vorläufig als Privatdozent in Bonn.
1853 sah sich Jacob Bernays gezwungen, den Lehrstuhl für Altertumskunde am neugegründeten Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau zu übernehmen. Diesen Schritt empfand er als Verbannung und hielt sich daher eine Rückkehr als Privatdozent nach Bonn offen. In Breslau lernte er den gleichermaßen geistreichen Historiker und späteren Nobelpreisträger Theodor Mommsen kennen. Trotz der Gegensätzlichkeit – Bernays hielt an seiner Religion fest und beäugte den Fortschritt kritisch, Mommsen hatte eher eine lockere Verbindung zur christlichen Religion und begrüßte den Fortschritt – entwickelte sich zwischen beiden Männern eine tiefe Freundschaft. Ihre Korrespondenz und gegenseitige Wertschätzung riss auch nicht ab, als Mommsen 1861 an die Berliner Universität und Bernays 1866 endlich zum außerordentlichen Professor und Oberbibliothekar an die Bonner Universität Bonn berufen wurden. Jacob Bernays starb am 26. Mai 1881 mit 57 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls.
Bernays vollständig digitalisierter Nachlass wird in der ULB Bonn aufbewahrt und ist in den Digitalen Sammlung frei zugänglich: Jacob Bernays und in Kalliope recherchierbar.
Einige Handschriften sind leider dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen und damit unwiderruflich verloren.