Gymnasialbibliothek Koblenz / Wetzlar
Die Bestände der ehemaligen Gymnasien in Wetzlar und Koblenz.
Viele rheinische Jesuitenkollege wurden nach der Aufhebung des Ordens in Gymnasien umgewandelt, die sich in fast allen größeren Städten, namentlich in Köln, Bonn, Koblenz und Wetzlar, befanden. Die Universitäts- und Landesbbiliothek Bonn besitzt heute vor allem Bücher aus den Gymnasien in Koblenz und Wetzlar.
Die Gymnasialbibliothek in Koblenz ist aus dem dortigen Jesuitenkolleg hervorgegangen, deren Grundstock wiederum aus der Bibliothek des Augustiner-Chorherrenstift in Niederwerth stammte. Mit der Säkularisation kamen später noch Restbestände der Minoriten und Karmeliter in Koblenz, der Minoriten in Boppard, der Kapuziner in Cochem und der Karmeliter in Beilstein hinzu.
Fürst Karl Theodor von Dalberg (1744 - 1817) vereinigte 1808 Bücher aus dem Jesuitenkolleg und dem Reichskammergericht in Wetzlar, um sie als Grundlage für die Bibliothek der neuen Rechtsschule zu verwenden. Diese erfuhr eine rasante Vermehrung und zählte 1815 circa 5500 Bände.
Die Bestände
Koblenz
1821 genehmigte das Ministerium der Bonner Universitätsbibliothek die Übernahme von Handschriften und Büchern der Koblenzer Gymnasialbibliothek, die dort entbehrlich schienen.
Der Koblenzer Gymnasiallehrer Ernst Dronke (1797 - 1849) erstellte ein erstes Verzeichnis der Bücher, welches der Bonner Bibliotheksdirektor Friedrich Gottlieb Welcker (1784 - 1868) als konfus bezeichnete.
Er begab sich mit seinem Kollegen Theodor Bernd (1775 - 1854) nach Koblenz, um eine Auswahl der Bücher zu treffen. Man einigte sich, dass alles, was für die Gymnasialbibliothek von Nutzen war, dort bleiben sollte.
Für die Bücher, die nach Bonn abgegeben wurden, sollte von der Universitätsbibliothek Ersatz in Form anderer Bücher oder Geldmittel geleistet werden. Welcker verzichtete auf alle historischen Werke. Das Verzeichnis der Handschriften sah er durch und kam aufgrund des “Wirrwarrs“ zu keinem befriedigenden Ergebnis. 500 Inkunabeln und 300 Handschriften verblieben so in Koblenz.
Die ausgewählten 1108 Bände theologischen Inhalts kamen im Juni 1821 nach Bonn.
Wetzlar
Die Übernahme der Bestände der Rechtsschule in Wetzlar verlief ähnlich unbefriedigend. Ende 1815 sollten die Bände übernommen werden. Auch hier war man sich nicht einig, welche Bücher in Wetzlar verbleiben und welche Bonn bekommen sollte. Beide Einrichtungen sollten die Bücher auswählen, die für sie wichtig waren. Dass man so in Streit geriet, war vorherzusehen.
Dem Bonner Historiker Karl Dietrich Hüllmann (1765 - 1846) oblag die Auswahl der für die Universitätsbibliothek vorgesehenen Bücher. Er äußerte sich zunächst negativ über den Bestand, änderte jedoch später aus unerfindlichen Gründen seine Meinung und nannte die Sammlung gar einen Schatz.
Das Oberpräsidium in Koblenz beauftragte den Konsistorialrat Johann Jakob Dominicus (1762 - 1829) mit der Schlichtung des Streits. Die Entscheidung fiel für Bonn eher ungünstig aus. Im April 1819 erreichten 2104 Bände und 635 Kapseln mit Dissertationen die Bonner Universitätsbibliothek.
Welcker war mit Hüllmanns Auswahl nicht zufrieden. Wichtige historische Werke waren seiner Meinung nach nicht berücksichtigt worden.
Kataloge / Verzeichnisse
Koblenz:
- ULB Bonn Akzessionsjournal 1821, S. 379 - 531
Wetzlar:
- ULB Bonn Akzessionsjournal 1819, S. 267 - 310f
Literaturhinweise
Koblenz:
- Erman, Wilhelm: Geschichte der Bonner Universitätsbibliothek. - Halle a.S. : Karras, 1919, S. 15, 62, 75ff
Wetzlar:
- Erman, Wilhelm: Geschichte der Bonner Universitätsbibliothek. - Halle a.S. : Karras, 1919, S. 6, 17