Zum Todestag des Bonner Philosophen und Privatdozenten Paul Ludwig Landsberg gibt es verschiedene Angaben: den 2. April 1944 oder den 28. Mai 1944. Der Ort hingegen, an dem er zu Tode kam, ist unstrittig: das KZ Sachsenhausen.
Bonn und Studium
Paul Ludwig Landsberg wurde am 3. Dezember 1901 in Bonn geboren. Er war der Sohn des Juristen Ernst Landsberg (1860–1927), des ersten jüdischen Rektors der Universität Bonn im Studienjahr 1914/1915. Nach einem Studium der Philosophie in Freiburg und Köln ging er nach Berlin, wo er vor allem Vorlesungen in Sozialwissenschaften und Psychologie hörte. 1928 habilitierte er sich mit seiner Schrift „Augustinus. Studien zur Geschichte seiner Philosophie“ bei dem Bonner Philosophie-Professor Adolf Dyroff. Ab 1930 lehrte er als Privatdozent in Bonn.
Flucht und Exil
Seiner Freiheitsliebe und seiner jüdischen Herkunft wegen entschied sich Paul Ludwig Landsberg bereits Anfang März 1933, wenige Tage vor dem Sieg der Nationalsozialisten bei der Reichstagswahl, zur Flucht in die Schweiz. Seine Verlobte Magdalena Hoffmann, Katholikin und Doktorandin der Philosophie, schloss sich ihm an. Nach der Heirat in Zürich und einer kurzen Station in Paris gingen beide 1934 nach Barcelona. Dort erhielt Paul Ludwig Landsberg einen Lehrauftrag. Der Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs 1937 zwang das Ehepaar zurück nach Paris. In seiner Exilzeit erschienen zwei seiner wichtigsten Werke: „Die Einführung in die philosophische Anthropologie“ (Frankfurt am Main 1934) und „Die Erfahrung des Todes“ (Luzern 1937). Im zuletzt genannten geht Landsberg davon aus, dass der Mensch seine Sterblichkeit erst wirklich begreife, wenn er den Tod und damit den Verlust einer geliebten, einzigartigen Person erfahren habe.
Tod im KZ
Nachdem die Nationalsozialisten in Frankreich einmarschiert waren, besorgten ihm Freunde Ausreisepapiere für Amerika. Da seine Frau schwer erkrankt war und er sie nicht alleine lassen wollte, blieb er an ihrer Seite. Während Magdalena Landsberg als „Arierin“ den Terror überlebte, wurde Paul Ludwig Landsberg 1943 in der französischen Stadt Pau von der Gestapo verhaftet und nach Oranienburg-Sachsenhausen deportiert, wo er 1944 ums Leben kam.
Zeitdokumente in der ULB
Paul Ludwig Landsberg stand dem christlichen Glauben nahe und war freundschaftlich verbunden mit dem Bonner Theologen und Priester Wilhelm Neuss. Zwei Briefe von ihm, die er aus dem Exil an Wilhelm Neuss geschrieben hat, finden sich in den Digitalen Sammlungen der ULB im Nachlass Neuss.
Ebenfalls in den Sammlungen der ULB gibt es zwei Briefe von Paul Ludwig Landsbergs Angehörigen, die die jeweiligen Adressaten über seinen Tod im KZ in Kenntnis setzen: Hermann Oppenheim in einem Brief an Wilhelm Levison vom 28.10.1945 und Magdalena Landsberg in einem Brief an Erich Rothacker vom 29.04.1947.